Die Swingtime-Bigband Bad Segeberg wurde 1990 als „Bigband 90“ gegründet. Thomas Körber leitete damals die Feuerwehrkapelle in Wittenborn und schrieb die ersten einfachen Swing-Arrangements. Er hatte die Hoffnung, die aus den jungen Feuerwehrmusikern bestehende Basisbesetzung durch weitere Jazzinteressierte zu ergänzen. Bis die einzelnen Sektions alle annähernd voll besetzt waren, sollte es noch Jahre dauern. Gewisse Engpässe gab es auch später immer wieder. Trotzdem nannte sich diese neue Formation „Bigband“.
Das grösste Kapital dieser Band war die unverwüstliche Spielfreude, die der Band bis heute erhalten blieb. Den Musikern schien es vor nichts zu grausen. Bei einigen Auftritten in den ersten
Jahren waren, verglichen mit der Standardbesetzung für Bigband, die Trompeten zu 50%, die Posaunen zu 25%, die Rhythmusgruppe 75% und die Saxofone zu 120% (jedoch mit teils extremem
Ungleichgewicht in den Registern) besetzt. Thomas als hervorragender Pädagoge und Multiinstrumentalist schaffte es, auch in schwierigsten Situationen für Ausgleich zu sorgen. Die Band war noch
weit vom Ideal eines homogenen Klangkörpers entfernt, aber ein gut gelaunter unternehmungslustiger Haufen war es auf jeden Fall.
Schon in den ersten Jahren wurde einmal im Jahr ein Wochenendworkshop veranstaltet, der zunächst im Schullandheim in Gulde bei Kappeln stattfand.
Dort wurde Tag und Nacht Musik gemacht, zwischendurch gemeinsam gekocht. Wozu die Betten in diesem Haus standen, war den meisten Musikern nicht so richtig klar. Wenn es mit den Instrumenten nicht
mehr ging, wurde weiter gesungen. Nach jedem dieser Wochenenden machte die Band einen Sprung vorwärts.
So fühlte sich die Band auch nach dem dritten Workshop in Gulde auf Erfolgskurs, als plötzlich die Nachricht vom Schlaganfall des Bandleaders alle auf den harten Boden der Realität zurückholte.
Thomas der optimistische Motor des ganzen Unternehmens war auf einmal ausgefallen, keiner wusste für wie lange. Charly Rutz als Musiklehrer am Schulzentrum Kollege von Thomas und seit den ersten
Tagen Pianist und Gitarrist der Band, war er der Einzige, der das Fortbestehen der Band in dieser Situation sicherstellen konnte. In der Hoffnung, dass es nur für eine begrenzte Zeit nötig wäre,
Thomas zu vertreten, übernahm er die Leitung, obwohl ihm die damit verbundene zeitliche Verpflichtung eigentlich zu viel war. Obwohl bald schon klar wurde, dass Thomas die Leitung nie wieder
würde übernehmen können, hat Charly die Band drei Jahre weiter geleitet. Als er dann den Entschluss fasste sich aus der Bigband zu verabschieden, übernahm Hartmut Marsch unterstützt von
Jürgen Henning die Leitung.
Gleichzeitig mit diesem Wechsel wurde auch ein neuer Proberaum bezogen. Seit der Gründung hatte die Bigband im Musikraum des Schulzentrums geprobt. Das lag nahe, weil die Leiter der Band Lehrer
an der Schule waren. Der Wechsel des Proberaums hing trotzdem nicht mit der neuen Leitung zusammen. Vielmehr war es mal wieder eine Situation, die überbrückt werden musste. Der Musikraum war
wegen eines Defekts an der Klimaanlage im Schulzentrum für einige Wochen unbenutzbar geworden. Weil die Band nicht auf die regelmäßigen Proben verzichten wollte, wurde gerne das Angebot von Ulli
Jordan angenommen, im Saal der Wohngruppe in Högersdorf Musik zu machen. Aus ein paar Wochen wurden inzwischen mehr als 12 Jahre.
Hartmut und Jürgen verstehen sich selbst als Amateure und sehen ihre Möglichkeiten, die Band musikalisch weiterzubringen, begrenzt. Aus diesem Grund werden regelmäßig für die Workshops und für
einzelne besondere Proben Profis aus dem Umfeld der NDR-Big-Band als Anleiter eingeladen. Zu nennen sind da Bernd Frank (Palastorchester, Max Raabe) Edgar Herzog (NDR Bigband), Andreas Boether
(Schauspielhaus Hamburg, Zürich, Hannover, Lübeck), Hanne Römer (Chor- und Orchesterleiterin/Dänemark).
Die Workshops 2003 mit Bernd Frank und 2005 mit Hanne Römer insofern besonders, weil dort mehrere Stücke gemeinsam mit dem Chor Trubadix eingeübt wurden. Dies gemeinsame Musizieren mit dem Chor
war für beide Seiten eine Bereicherung. Die Bigband profitierte daraus in besonderer Weise, weil ein Chorsänger, „Uwe Oswald“ begann, als regelmäßiger Solist die Auftritte der Band zu ergänzen.
Inzwischen ist Uwes Gesang nicht mehr wegzudenken. Gut ein Drittel des Repertoires besteht inzwischen aus Gesangsnummern.
Die meisten Auftritte der Band fanden bisher im nähern Umfeld der Stadt Bad Segeberg statt. Die Veranstaltungen, die am weitesten entfernt waren, fanden statt in Hamburg (Swingtanzparty), Lübeck
(Hochzeitsfeier), Marne/Dithmarschen (Kohlanstich), Neustadt/Holstein (Firmenjubiläum). Grundsätzlich hätten die Musiker schon Lust, häufiger mit der Band zu reisen. Es ist jedoch
nachvollziehbar, dass jeder Auftritt eine erhebliche logistische Anstrengung bedeutet, je weiter weg umso größer. 20 Personen, bzw. mindesten 16 um spielfähig zu sein, alleine terminlich unter
einen Hut zu bekommen, ist nicht immer ganz einfach. Trotzdem hat die Band mit ca. 15 Auftritten pro Jahr als Amateurbigband einen recht vollen Kalender.
Im kulturellen Leben der Stadt ist die Bigband ein ernst zu nehmender Faktor. In den letzten Jahren wurde es schon fast zur Tradition, dass der Segeberger Sommer swingend eröffnet wurde. Bei den
Aufnahmen für die CD „Noten aus Bad Segeberg“ war die Band mit dabei, wie auch bei verschiedenen Stadtfesten und beim Schleswig-Holstein-Tag. Wenn es darum geht, dem Anliegen der Stadt Gehör zu
verschaffen, ist die Band ein geeignetes Medium. Viele Menschen, die nach Bad Segeberg kommen, um hier wieder gesund zu werden, haben die Band im Rahmen der regelmäßigen Veranstaltungen im
Rehazentrum kennengelernt, wo alle sechs Wochen ein Konzert der Swingtime Bigband stattfindet.
Die Bigband kann auch als „Mehrgenerationenprojekt“ verstanden werden. Die Altersspanne der Mitglieder reichte bislang von 14-75 Jahren. Dass Musiker aus Altersgründen ausschieden, kam
ausgesprochen selten, vor während Wechsel bei den jungen Mitspielern ausbildungs- und berufsbedingt recht häufig vorkommen. So begleitet die Band bis heute eine ständige Sorge: Wie kann
garantiert werden, dass sie immer spielfähig ist.
So soll am Ende dieses Berichts ein Aufruf an alle potenziellen Mitmusiker stehen. Wer ein Instrument spielt, das zum Instrumentarium einer Bigband passt, ist herzlich eingeladen, bei den Proben
(in Högersdorf am Dorfplatz 3 mittwochs ab 19.15 Uhr) vorbeizuschauen oder email Kontakt aufzunehmen. Gemeinsam Musik machen ist mehr, als nur irgendein Hobby.
Die Aussagen der Bandmitglieder sprechen für sich: Auf die Bitte, in einem Satz auszudrücken, was die Bigband für jeden Einzelnen bedeutet, kam folgende Sammlung zustande:
"Ein Ort, nicht zu ferne,
zu dem fahr ich gerne,
weil ich da was lerne;
keiner kann alles,
jeder kann was,
es macht einfach Spass
im rhythmischen Schwingen
mit Noten zu ringen
bis endlich sie klingen!"
"Mit netten Leuten eines der schönsten Hobbys zu betreiben, nämlich gemeinsam Musik zu machen...das ist die Bigband für mich."
"Die Swingtime Bigband ist für mich wie eine grosse Familie. Lauter verschiedene Charaktere, die aber eines verbindet: Die Freude am Musikmachen."
"Spontan fällt mir ein: Zusammenhalt, Harmonie, ein Haufen (Musik)verrückter, der die Macken jedes Einzelnen nicht nur respektiert sondern wertschätzt."
"Es macht mir unheimlich viel Spass, mit netten Leuten gemeinsam Musik zu machen und gemeinsam kreativ zu arbeiten."
"Die Bigbandprobe ist der wichtigste Termin der ganzen Woche."
"Die Bigband bedeutet mir Spass an der Musik, obwohl ich offensichtlich der Schlechteste aller bin, Spass an dem ganzen Verein sowie Ausgleich zu privatem und dienstlichem Stress."
"Die Bigband ist manchmal so was, wie Therapie der Alltagsprobleme."
"Teilnahme an Bemühungen gleichgesinnter und motivierter Menschen im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel – den Auftritt"
"Die Big Band bedeutet für mich Entspannung vom täglichen Scheiß!"
"Die Big Band ist für mich zum Fundament meiner musikalischen Aktivität geworden. Durch ihre vielen Mitglieder kann sie individuelle Durchhänger, sei es musikalischer oder persönlicher Natur, kompensieren."
"Der Geist und Führungsstil von Thomas Körber lebt in dieser Band. Thomas sagte vor 20 Jahren, bei unserem ersten gemeinsamen Auftritt, kurz bevor es losging "Hey, wenn du noch nicht alles so spielen kannst, wie es in den Noten steht, dann dreh die Gitarre einfach auf null und lächle!" Somit reicht die Band jedem die Hand und gibt ihm Raum und eine Infrastruktur sich musikalisch zu entwickeln."
"Die Band bedeutet für mich learning by doing."